Entgegen einigen Klischees sind Steuerberater keine Einzelkämpfer, sondern oftmals gehen wir Kooperationen ein bzw. Arbeiten mit anderen Kollegen oder Berufsgruppen zusammen. In diesem Blog soll es darum gehen welche Formen von Kooperationen es gibt, wie Man-danten davon profitieren und warum ich „Ja gerne!“ zu Kooperationen sage.
Was ist mit Kooperationen gemeint? Und was haben Steuerberater damit zu tun?
Um direkt mal die Klischeeschublade zu öffnen: Wer das Wort „Steuerberater“ hört, hat häufig eines von zwei Bildern im Kopf: Entweder einen Mann im Anzug mit dicker Armbanduhr und teurem Fahrzeug oder einen Einzelkämpfer in seinem „stillen Kämmerlein“, der auf den Monitor starrt und tippt. Vorneweg: Diese Bilder sind allesamt falsch, nur um das klar zustellen. Aber sie sind nun einmal in der Welt und in den Köpfen verankert.
Was besonders falsch ist, ist dass wir alleine auf weiter Flur sind und alles alleine können. Daher gehen wir Kooperationen ein, d.h. wir arbeiten zusammen mit anderen Personen um gemeinsame Ziele zu erreichen. Die Steuerberatung ist nämlich ein weites und durchaus buntes Feld mit vielen Facetten und Themenbereichen. Daher schadet es nicht, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Und für mich heißt Kooperation auch immer: Ein Mit-einander und ein echter, beidseitiger Austausch. Ausgeklammert sollen hier die Sozietäten und Partnerschaftsgesellschaften sein…das wäre für sich schon ein Thema für einen eigenen Betrag.
Kooperationen zwischen Steuerberatern
Fachlicher Austausch:
Und das nächste Bild muss ich leider hier zerstören: Auch wenn unser Berufsstand gerne so tut und wir eine generalistische Ausbildung erfahren haben: Wir sind nicht Experten auf allen Themengebieten. Das Steuerrecht ist so breit gefächert und teilweise so speziell, dass wir nicht jede Kleinigkeit wissen können…und schon gar nicht aus dem Stegreif abrufen können. Viele Steuerberater sind in gewissen Themenbereichen Experten und können sich daher gut ergänzen und Expertisen austauschen.
Insoweit ist der fachliche Austausch ein wichtiges Instrument der Zusammenarbeit. Es muss hierbei nicht einmal formell zugehen, manchmal reicht auch eine kurze E-Mail oder ein kurzes Telefonat zu einem Sachverhalt oder einer Frage. Oder einfach mal sich bei einer Ver-anstaltung auszutauschen und verschiedene Sichtweisen zu einem Thema zu hören…auch so bildet man sich fort und kann sich gegenseitig unterstützen.
Zusammenarbeit zwischen Kanzleien:
Neben dem theoretischen Austausch von Wissen kommt es durchaus auch vor, dass Kanzleien informell zusammenarbeiten. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn eine Kanzlei beispielsweise keine Ressourcen für ein Mandat hat oder das Mandat ein so spezielles Thema oder eine spezielle Branche betrifft, dass eine Kanzlei diesen Mandanten nicht angemessen beraten kann. Gerne verweist diese Kanzlei dann auf die kooperierende Kanzlei und stellt hier den ersten Kontakt her.
Hiermit stellen Kanzleien eine passende Beratung für den Mandanten sicher, denn einige Kanzleien haben sich auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert und können teilweise den Mandanten mit seinen Themen gar nicht betreuen. Und das meine ich gar nicht böse, aber meines Erachtens gehört es zu einem guten Steuerberater ganz besonders dazu auch seine fachlichen Schwächen zu erkennen und dann auch konsequent „Nein“ zu einem Mandat zu sagen. Ich selbst würde beispielsweise immer „Nein“ zu Land- und Forstwirten sagen. Nicht, dass ich was gegen diese Berufsgruppen hätte, aber die steuerlichen Regelungen sind hier so speziell, dass ich mich gar nicht auskenne und lieber ausgewiesenen Experten das Feld überlasse und somit den Mandanten die ideale Beratung (indirekt) zukommen lasse.
Eine weitere Form der Zusammenarbeit entsteht in großen Projekten, in denen eine Vielzahl von steuerlichen Gebieten abgedeckt werden muss. Dabei kann es sich um Umstrukturierungs- oder Akquisitionsprojekte handeln, die beispielsweise Ertragsteuern, Umwandlungsteuer, Umsatzsteuer und noch weitere Gebiete betreffen. Hier kommen die fachlichen Experten zusammen und erstellen gemeinsam ein Konzept, um das Projekt steuerlich erfolgreich zu gestalten.
Kooperationen mit Rechtsanwälten und Notaren
Schon einmal beim Rechtsanwalt und/oder Notar gewesen und den folgenden Satz gehört: „Benötigen Sie einen Steuerberater? Ich kenne da jemanden…“. Das ist das Ergebnis dieser Form von Kooperationen. Und während es so ausschaut, als wenn wir uns die Mandate gegenseitig hin- und herschieben, so ist dies nicht wirklich der Fall.
Grundsätzlich ist es nun mal so, dass wir Steuerberater nur bestimmte Tätigkeiten, die so-genannten Vorbehaltstätigkeiten, übernehmen dürfen. Dasselbe gilt für Rechtsanwälte und Notare. Und gerade bei Unternehmen ist es häufig so, dass diese drei Berufsstände mit-einander arbeiten.
Beispiel GmbH-Gründung: Der Rechtsanwalt bereitet die Verträge vor und stimmt sich mit dem Steuerberater ab, der Notar beglaubigt die Unterlagen, reicht sie beim Handelsregister ein und gibt sie an den Steuerberater weiter, damit dieser die steuerliche Registrierung vornehmen kann.
Erfahrungsgemäß ist es so: Je häufiger man miteinander zusammenarbeitet, desto reibungsloser läuft dies ab. Man lernt halt seine Kooperationspartner kennen und bekommt ein Verständnis für ihre Arbeitsweisen und Prozesse. Und dadurch kann man seine Prozesse selbst optimieren, sodass im Endergebnis ein reibungsloser Ablauf zustande kommt. Und davon profitiert insbesondere einer: Der Mandant selbst, einfach weil es schneller geht und das Ergebnis aufgrund der Routinen qualitativ gut ist.
Kooperationen mit Unternehmensberatern und Gründungsberatern
Was im vorigen Abschnitt gesagt wurde, gilt ein wenig auch für Kooperationen mit Unternehmensberatern und Gründungsberatern. Wir Steuerberater sollten immer frühzeitig ins sprichwörtliche Boot geholt werden, da häufig auch steuerlich relevante Aspekte im Rahmen der Beratung auftauchen.
Dies gilt insbesondere für Gründer / Start-Ups: Man sollte bereits frühzeitig einen Plan haben, wie man sich steuerlich aufstellen möchte. Ohne Planung kann eine spätere An-passung, z.B. bei einer Umstrukturierung oder einem Verkauf, sehr schnell kompliziert und teuer werden. Hier kann nur ein Steuerberater bereits im Gründungsstadium unterstützend tätig sein und frühzeitig die Weichen so stellen, dass es für den Mandanten einfacher wird.
Außerdem ist ein Steuerberater der ideale Ansprechpartner für die sofortige Einrichtung einer Buchführung für das frische Unternehmen und ein unabdingbarer Partner bei der steuerlichen Registrierung.
Kooperationen mit Softwareunternehmen / Softwareanbietern
Die wohl jüngste Form der Kooperation und dennoch kaum noch wegzudenken. Die Digitalisierung macht auch im Bereich Steuern keinen Halt und es gibt immer mehr technische Lösungen, die zu signifikanten Vorteilen für den Mandanten und auch die Steuerberater führen können.
Daher tauschen sich Steuerberater und Softwareunternehmen regelmäßig miteinander aus und kooperieren auch bei der Implementierung entsprechender Software bei den Mandanten. Hierbei kann es sich um allgemeine Lösungen sein (wie z.B. DATEV Unternehmen Online für den Belegaustausch Mandant/Steuerberater).
Aber auch bei branchenspezifischen Lösungen (wie z.B. den lieben Kollegen von Taxdoo für E-Commerce (www.taxdoo.com) oder bei fachspezifischen Lösungen wie der Grundsteuerreform (hier seien einmal lobend die Kollegen von taxy.io mit SmartGrundsteuer erwähnt (www.taxy.io) arbeiten wir zusammen und tauschen und regelmäßig aus und arbeiten teilweise gemeinsam an Softwarelösungen, die den Mandanten weiterbringen und ihn unterstützen.
Warum ich „Ja, gerne“ zu Kooperationen sage
Wie zu Beginn des Beitrags erwähnt: Ich gehe sehr gerne Kooperationen ein und bin für neue Kooperationen immer offen. Warum? Ganz einfach: Für mich steht immer das Wohl-ergehen und eine qualitativ hochwertige Beratung des Mandanten im Vordergrund. Es soll für ihn so geräuschlos, effektiv, effizient und optimal wie möglich sein. Dies lässt sich nur dann erreichen, wenn Alle gemeinsam an einem Strang ziehen und zusammenarbeiten. Ich kenne meine Stärken und Schwächen und kann ganz gut einschätzen, wann meine fachliche Expertise nicht optimal für den Mandanten ist.
Ich weiß, wie schwierig es für Mandanten sein kann mit vielen verschiedenen Partnern zusammenzuarbeiten und wie es rumpeln kann, wenn die Partner zusammenarbeiten müssen, ohne sich zu kennen. Ich weiß, wie schwierig es derzeit aufgrund des Workloads für andere Kanzleien ist neue Mandate anzunehmen.
Und deshalb stehe ich für Kooperationen immer gerne zur Verfügung und freue mich über jede Anfrage hierzu. Und aus dem Arbeitszimmer hinter dem Laptop tippend kann ich nur eins sagen: Lasst uns gemeinsam den Mandanten die beste Beratung und Betreuung geben, denn nur eine solche verdient er…nicht mehr und nicht weniger!
Euer / Ihr
Dennis Appelhoff
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